Freitag, 2. Januar 2009

6 De nmfu begynne

Die Nordland Musikfestwoche (nmfu) beginnt

Ich genieße also ein kostenloses Quartier in einer ”eigenen” Wohnung und ein reichhaltiges kostenloses Hotelfrühstück. Das sind wunderbare Einsparungen. Takk, DANK an die Festivalleitung!! Tage später werde ich einen Bekannten über das schlechte Frühstück in seinem Hotel klagen hören, es gehört zum besten Hotel am Platze. Ich bin froh, den Wert der Dinge noch darin schätzen zu können, welchen Sinn sie erfüllen und nicht nur, ob sie unseren Ansprüchen genügen.
Es ist wohl wirklich so: wer sich auf den Weg begibt, erfährt Gutes!
Wenn er bereit ist, es zu sehen und anzunehmen. Das Bewegte und Gute dieser Reise will nicht enden. Es liegt mit dieser Reise vor allem in der Musik und den Menschen.

Mein Zimmerfenster

Es ist Samstag, der 2. August 2008.
In einer Stunde wird das Festival im Stadtzentrum von Bodø offiziell eröffnet. Ich nutze die 45 Minuten bis zum vereinbarten Treffpunkt für einen privaten Rückzug. Ich gönne mir einen Kaffee im ”Glashaus” – einer überdachten Einkaufsstrasse in Bodø. Zeit zum Schreiben. Vor mir bauen zwei junge Leute ihren Stand auf, werben mit Rastamützchen für ein Kinderhilfswerk. Nicht sehr erfolgreich.
Eine sms von meinem Freund Rasmus tut gut. Die Freunde fehlen!
Mein zweiter Einsatz als Frivilligarbeidere gilt vor allem einer großen Torte. Einer sehr großen Torte! Die Menschen in den orangefarbenen T-Shirts sammeln sich auf dem Marktplatz. Auf der Bühne proben die Musiker: das Festivalensemble TrondheimSolistene, das in unterschiedlichster Zusammensetzung das Festival und seine Solisten in den nächsten Tagen begleiten sollte. Gemeinsam mit regionalen Größen, wie dem Bürgermeister und Tove Karoline Knutsen, einem Mitglied des Stortingets kulturkomité – vergleichbar mit dem Kulturbeirat des Bundestages - werden sie in wenigen Minuten die Musikkfestuke eröffnen.

Die Eröffnung wird vollzogen mit einer Komposition der Musikerin Maja Solveig Kjestrup Ratkje, die eigens bei ihr für das Festival in Auftrag gegeben wurde. Es ist eine Tradition der Musikfestwoche, eine eigene Musik von anerkannten Musikern komponieren zu lassen.
Eine Art Festivalhymne singt Ketil Huugas, Sänger des Kammeransemblen i Stockholm – dem Kammermusikensemble in Stockholm.
Es ist Zeit, den Kuchen zu holen. Als neun Frauen zum Bäcker aufbrechen, lachen wir noch und sind uns nicht sicher, ob so viel Frauenpower überhaupt gebraucht wird. Als wir den Kuchen sehen, lachen wir nicht mehr. Vor uns steht eine Torte mit den Ausmaßen von etwa 0,60 mal 4 m. Das Gewicht dieser süssen Verführung macht selbst neun Frauen lange Arme. Wir tappen quer durchs Einkaufszentrum zum Marktplatz, der inzwischen voller Menschen ist. Dann beginnt die Schlacht am Festivalkuchen! Wenn’s was kostenlos gibt, sind die Menschen wohl überall gleich. In wenigen Minuten – die Eröffnung ist noch nicht zu Ende – ist die ganze gebackene Pracht aufgegessen. Es ist 15 Uhr. Ich stehe mit Ann Karin Hannsen, der Managerin des Freiwilligeneinsatzes, in der Galleri Bodøgaard. Im Gegensatz zu den meißten Veranstaltungsorten des Festivals liegt diese Kunstgalerie etwas außerhalb der Stadt. Der Bildhauer Harald Bodøgaard ist der Sohn eines bekannten Norwegischen Malers, seine Schwester ist eine anerkannte Musikerin. Nun stehen wir in seiner eigenen Kunstausstellung, in seiner eigenen Galerie. Der Garten um das Haus lässt erkennen, das es sich um einen speziellen Ort handelt – Skulpturen aus Metall, Stein und Holz stehen an den Wegen. Die Galerie selbst besteht aus zwei weißen, klaren Räumen. Im vorderen, niedrig gehaltenen Raum findet die Eröffnung der Ausstellung ”Himmelspel” statt. Die eigentliche Kunstinstallation ist im hinteren, lichten und hohen Raum angeordnet: eine etwa sechs bis sieben Meter hohe Skulptur, bestehend aus fünf überdimensionalen ”Blumen”. Die ”Stiele” aus dicken Metallhülsen zusammengeschweißt,
die Blüten sind fünf verschiedene Elemente aus Akryl und Metall. Sie symbolisieren die unterschiedlichen Phasen des Lebens. Den Rahmen dieser zentral im Raum angeordneten Figur bilden ein dutzend Radiomodelle Trandberg, eine Privatsammlung des Galeristen. Gerade und klar angeordnet an den weißen Wänden der Galerie sind sie mit der Rauminstallation eine Homage an den Entwickler der Radiomodelle, Vebjørn Trandberg, und den amerikanischen Komponisten John Cage. 1951 komponierte dieser ein Werk für 12 Radioapperate, 24 utøvere (Teilnehmer??) und einen Dirigenten. Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsproduktion der Gallerie Bodøgaard, dem Leiter des Ultimafestivalen, Geir Johnson und dem Nord Norsk Radiomuseum in Fauske.

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