Freitag, 2. Januar 2009

5 Kaiservarden

immer noch Fredag, 1.August 2008
Keiservarden. Kaiserhügel.
Der Ort unseres ersten Einsatzes und des ersten Festivalkonzertes überhaupt. Benannt wurde er ausgerechnet nach Kaiser Wilhelm. Ist den Norwegern denn kein Anderer eingefallen? Wilhelm soll wohl völlig verzückt auf dem „Hügel“ gestanden haben und da war die Namensgebung perfekt. Jaja, er war ein Norwegenliebhaber, wusste - was Aussichten anging - gute Plätze zu schätzen. Top on the Hill dieses Hügels war also der Konzertplatz. Eine Bühne und zwei Lavu’s (spezielle norwegische Zelte, ähnlich einem Tipi) wurden extra samt Technik auf den Berg gefahren. Sonst ist da nix als Natur. Und was für welche!!Nein, es gibt nicht wirklich gute Worte, das Licht, das Meer, die Sonne, die Berge, die Weite und die im Tal, am Fjord liegende Stadt Bodø zu beschreiben. Zumindest nicht für Neuankömmlinge in Nordnorwegen wie ich es war.
Der Blick über das Meer reichte bis zu den südlichen Ausläufern der Lofoten, eine beeindruckende Inselgruppe Nordnorwegens. Grandios!!! Um uns herum ragten 1000 m Felsen aus dem Wasser. Und wieder blieb es taghell.
Himmel, was wurde uns da geschenkt! Unglaublich!
Den ersten Einsatz hatten wir als lächelnde Kartenabreißer .
Es war schon bizarr, wie sich da etwa 2000 Menschen den Berg hinauf schoben, um oben auf dem Gipfel eine Konzertkarte zu kaufen und diese abgerissen zu bekommen. Typisch skandinavisch!
Als die Trompeten-Solistin Tine Thing Helseth in Begleitung des Orchester TrondheimSolistene anhob, Haydn und Vivaldi zu spielen, nahm es mir den Atem! Welchen Schatz hatten die Festivalmacher da als Symbiose von Ort und Klang aufgetan. Innehalten - ich musste immer wieder innehalten.Selbst die Fotos werden den Zauber dieses Augenblicks nicht wieder geben können, da ihnen der Klang fehlen wird. Am Ende des Konzertes bestand unser Job im Müllauflesen. Den es nicht wirklich gab, dank der großartigen Selbstdisziplin der Norweger und der Zusammensetzung des Publikums, wie ich später erfuhr. Rockkonzerte würden ähnlich müllig ausgehen wie in anderen Ländern auch, erklärte mir Jens Peter, einer der Verantwortlichen dieses Tages. Es erstaunte mich allerdings, wie viel junge Menschen sich hier zur Klassik auf den Weg gemacht hatten.
Noch einmal fuhr der Bus für uns die 20 min den Weg hinauf auf den Gipfel und fuhr uns nach unten zurück in’s Skagen Hotel. Dort entluden wir noch einen Transporter, um gegen 23.30 Uhr mit Ann Karin zu unserem Quartier der nächsten 10 Tage aufzubrechen. Es war die nächste Überraschung dieser Reise:
Ein Freund des Festivals hatte seine Wohnung in einem typisch skandinavischen
4-Familien Holzhaus leer gezogen. Sie soll Mitte August neu vermietet werden.Bis dahin stellte er sie der Musikkfestuke als Quartier zur Verfügung. Kostenlos!!!
Ja, so sollte ich die Zeit in Bodø in einer Wohnung mit Dusche und eigenem Zimmer mit Matratze, Schrank, Reiszwecken als Kleiderbügel und kleiner Lampe verbringen. Völlig genug für die wenigen Stunden, die ich „zu Hause“ verbringen sollte.
Im Nachbarzimmer schlief die Schweizer Fraktion, Priska und Sophie.
Ihre Anwesendheit war wirklich eine glückliche Fügung.
Das wir Frühstück und Quartier teilen und kostenlos haben konnten, lies mich auch wieder leichter an meine Hausbank denken. Und noch etwas war somit - dem Festivalbüro sei Dank! - gut geregelt: meine morgendliche Tasse KAFFEE!
Ohne Kaffee bis etwa 11 Uhr geht bei mir für den Rest des Tages nix. Übrigens erwies sich die Ausgabe für die Turnschuhe als völlig sinnlos. Ich hatte ganz verdrängt, dass ich ein paar alte feste Schuhe eingepackt hatte. Ups, ... ich werde wohl doch alt. Dafür sind das jetzt ganz besondere Turnschuhe für mich, ich werde sie lieben.

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