Freitag, 2. Januar 2009

4 Ankommen in Bodø

Fredag, 01.August 2008
Mitten in der Nacht in Bodø als Mitteleuropäerin aufzuwachen, katapultiert die Sinne in eine scheinbar irreale Welt.
Raum zwischen Traum und Wirklichkeit .... und wieder Traum.
Die sich dann doch als Wirklichkeit herausstellt. Es ist kurz nach 3 Uhr. Der Blick an den halb zurückgezogenen Vorhängen vorbei in den Himmel schockiert:
blauer Himmel und Licht!
Zum Glück entscheidet sich mein Verstand, auf diese Wahrnehmung nicht zu reagieren und ließ den Rest meiner Selbst wieder einschlafen.
Aber die Wahrnehmung brannte sich in mir ein: Taghelle Nacht! Wie oft schon gehört, wie unerhört dann aber doch in der eigenen realen Wahrnehmung.Das Opsahl Gjæstegard in der Prinsensgata 131 gab mir die Chance, mit einem guten Frühstück in Bodø anzukommen und die noch ungewissen Mahlzeiten des restlichen Tages gleich mit abzudecken. Es ist ein eigenartiges Gefühl, nicht zu wissen, woher und wie für die nächsten 10 Tage die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln kommt.
Alles sollte sich jedoch besser fügen, als ich es gehofft hatte.
Ich deponierte meine Sachen in der Hotellobby, fragte in meinem besten Norwegisch nach dem Weg, bekam einen Stadtplan mit zwei eingezeichneten Kringeln darauf und machte mich auf in die Stadt. Das Licht, Sonne, blauer Himmel, die typischen skandinavischen Holzhäuschen, die Menschen in der Innenstadt ... alles tat gut! Erstaunlich, wie intensiv ein ganz normaler öffentlicher Raum in der Fremde gegen die Einsamkeit wirkt. Ich fand das Festival-Büro, aber nicht Ann Karin Hansen. Man schickte mich weiter ins Skagen-Hotel, dort sei das Org.Büro für die Freiwilligen eingerichtet. So erlief ich mir das Stadtzentrum bis zum Hafen, fand das Hotel und ... nach allem kaum zu glauben: Ann Karin Hannsen!
Ich war keine 20 min im Büro, da saß ich mit Priska, Sophia und Guido am Tisch. Zwei Schweizer Mädels, 19 und 20 Jahre, von denen eine zwei Monate „andere Kultur“ absolvieren muss, um anschließend Kindergärtnerin studieren zu können (die Schweizer haben’s erfunden, genial!) Guido ist Klavierstimmer und der Onkel der beiden, lebt seit 20 Jahren in NordNorwegen, ist hier das zweite Mal verheiratet und hat sechs Kinder. Er ist die „Basisstation“ der beiden Mädels, die sich als unendlich liebe Weggefährten erweisen sollten. Sie waren froh, mich gefunden zu haben. Ich war froh, sie gefunden zu haben. Plötzlich wurde alles leichter. Mit Guidos Hilfe und seinem Auto war ich kurzzeitig mobil, konnte mein Gepäck aus dem Gjæstegård holen, noch ein paar Turnschuh für den ersten Open-Air-Einsatz kaufen und meinen Freiwilligendienst antreten. Den zu beschreiben, es eigentlich grad nicht genug Worte und vor allem Zeit gibt. Oh, ähm...nein, nicht gerade, weil wir uns hin und her schufften. Aber alles - Arbeit oder Freizeit - scheint wichtiger zu sein als das Aufzeichnen des Erlebten. Doch im Grunde fehlte mir die Ruhe, alles gleich aufzuschreiben. Die Konzerte, Musikerlebnisse jagen sich, ebenso die Begegnungen.

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