Freitag, 2. Januar 2009

22 Kroumata

Kroumata – nein, das ist nicht die medizinische Bezeichnung irgend einer inneren Blutbahn, sondern ein Name, der für erstklassige Percussion steht.

„.... Schlagwerkensemble feiert sein 30jähriges Jubiläum im Bodø Spektrum mit neuen Toninstrumenten und einem verrückten Programm.“
So lautet die Ankündigung des Konzertes im Programmheft des Festivals.
Als ich mit Sophie und Priska die riesige Halle zwei Stunden vor Beginn des Konzertes betrete, übt mein Perkussionsherz einen kurzen freudigen Aussetzer: Auf der nun wirklich nicht kleinen Bühne tummeln sich Schlagwerke unterschiedlichster Art, Anzahl und Größe. An materiellem Wert gemessen stand auf der Bühne wahrscheinlich mehr Geld, als ich je in meinem Leben besitzen werde. 3 Marimba- bzw. Xylophone, eine Armada von Kongas und Bongos, Gong’s in allen Varianten und Größen, eine japanische Trommel, ein Schlagzeug, Cajon’s,...vom ganzen kleinen „Geraschel“ mal abgesehen. Der Saal war noch leer, die Bühne auch. So nutzte ich die Zeit zwischen Einweisung in den Dienst (ich hatte die verantwortungsvolle Aufgabe der Brandschutztürwächterin vorn links) und Konzertbeginn, um die Instrumente im Bühnenlicht zu fotografieren. Am Ende, nach dem Konzert, sollten wir Gelegenheit haben, die edlen Teile abbauen zu helfen. Ach, wunderbar ... aufräumen zählt ja nun nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber wenn es um Percussion und Rhythmus geht, kann ich selbst dieser Tätigkeit etwas reizvolles abgewinnen. Ich träumte mal kurz den idealisierten Traum vom Roady-Leben für ein Percussionsensemble... und weiß jetzt, warum die Jungs Oberarme haben wie ich Unterschenkel. Beim Abhängen des Gongs mit Durchmessern von etwa einem Meter beneidete ich QuerflötenspielerInnen um ihr Instrument.
Da es das letzte Konzert der Musikfestwoche im Bodø -Spektrum war, galt es neben dem Instrumentenabbau noch mehrere hundert Stühle der Saalbestuhlung zu stapeln und abzutransportieren. Die Energie des gerade erlebten Konzertes lenkte sich unmittelbar in die Energie unserer Arme und Beine.



Kroumata. Das Konzert selbst war ein Klangerlebnis besonderer Güte.
Ich sitze allein auf einem Stuhl vorn links an der Brandschutztür. Später, nach der Pause, werde ich den zweiten Teil des Konzertes von der hinteren Zuschauertribüne unmittelbar gegenüberliegend der Bühne erleben.
Die Klanggeschichten, die die Musiker in Anzügen auf der Fülle von Instrumenten erzählen, sind so verschieden: Da ist eine Uraufführung als moderner percussiver Mix aus instrumentalen und vokalen Klängen, die aus der Kehle des Opernsängers der königlichen Stockholmer Oper, Ketil Huugas, stammen. Da ist ein Stück für drei Cajon’s ... ein Zauber, was aus diesen Klangkisten an Tönen geboren werden kann. Und da ist das orchestrale Zusammenspiel aller Instrumente, das mit leisen, tropfenden Tönen beginnt, den Klang mehr und mehr bloß legt, um im wuchtigen Sound der Trommeln und Schlaginstrumente Energie freizusetzen. Großartig! Worte können es nicht wirklich fassen.
Bleibt nur der gute Rat: selber hören!

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