Freitag, 2. Januar 2009

21 Finale der nmfu

Loerdag, 9.August – Soendag, 10. August 2008

Der Eine geht mit sich selbst zufrieden eine Zeitung kaufen.
Der andere erwacht endgültig aus einem Fremd- und Selbstbetrug.
Beides geschieht womöglich irgendwo auf einem asphaltgrauen Parkplatz, vor einem kleinen unbedeutenden Supermarkt auf dieser knallbunten Welt.
In einer Liedzeile des Sängers LÜÜL heißt es:
„So klein ist Großes grad gescheh’n“

Ja, so klein, so unscheinbar können die Momente des Lebens sein.
Und dabei so gleichzeitig. Und dabei so verschieden.
Braucht es die Fremde, um einen Tag, einen Ablauf, einen Gestus, ein Gesicht anders und bewusster wahrzunehmen? Ist es das Fremde, das unsere Wahrnehmung durch die Summe der Andersartigkeiten hindurch am Ende auf eine wesentliche, intensive Entdeckung, Erkenntnis oder Erfahrung hin fokussiert?
Wenn mich diese Reise eins gelehrt hat, dann dies:
In allem Guten und allem Schweren liegt – über das eigentlich Geschehene hinaus - noch ein zweiter Sinn. The both sites of the Story!

Das Festival neigt sich seinem Ende entgegen. Es ist Samstagmittag.
Über Nacht vollzog sich eine Veränderung in der Stadt. Am Loevoldkai liegt nun die Fähre der Hurtigrouten. Als hätte jemand über Nacht ein Haus gebaut, fügt es sich zwischen die Geschäftshäuser an der Storagatan – der Hauptstraße der Stadt - ein, überragt sie. Ein schwimmendes Haus, das über Nacht kommt und über Nacht geht. Ein Haus ohne Heimat.
Die Gangway für die Passagiere endet auf einem freien Platz. Und an diesem Vormittag in einer Menschenmenge von mehr als 400o Norwegern und Nichtnorwegern. Sie sind allein oder in Familie gekommen, um mit den Künstlern Terje Nilsen und Morten Abel & Band den Abschluss der Nordland Musikkfestuke einzuläuten. Ich weiß nicht, ob dabei der Faktor
„kostenloses Konzert“,
der Bekanntheitsgrad der Künstler oder einfach
die norwegische Lebensart, am Wochenende das Leben und die freie Zeit zu genießen, der Grund für die entspannte Atmosphäre und die vielen Menschen auf dem Platz waren. Samstagmittag in Sangerhausen gibt einem das Gefühl, diejenige zu sein, die verpasst hat, rechtzeitig zu gehen. Samstagmittag in Bodø gibt einem das Gefühl, diejenige zu sein, die verpasst hat, rechtzeitig zu kommen. Ich frage mich, wo die 4000 Besucher dieser 40.000 Einwohnerstadt in der Woche waren. Es gibt wohl eine logische, aber für deutsche Kleinstädte inzwischen ungewöhnliche Erklärung:
Sie waren an den Werktagen arbeiten! Denn in Norwegen gibt es noch Arbeit. Und so haben Sie wohl das ausgleichende Bedürfnis und die materielle Kraft,
an den Sonn- und Feiertagen das Leben zu genießen. Im Sommer, im Licht und unter dem blauen Himmel dieses sonnigen Samstages, natürlich draußen,
in der Stadt, im Hafen, ...

Während Sophie den verpassten Schlaf der letzten Nacht nachholt, gehe ich mit Priska noch einmal zum Glashaus, dem Stück Straße, dass die Norweger kurzerhand einfach mit Glas überdacht haben. Den stürmischeren Tagen, die es hier wohl auch geben muss, zum Trotz. Im „Glashuset“ fehlt es an fast Nichts, was es auf mitteleuropäischen Einkaufsmeilen nicht auch gibt. Ein Kino, ein Bankautomat, ein Eiscafé, ein Burgerking und nicht zu vergessen: ein H&M. Aber was es in deutschen großstädtischen Einkaufstempeln nicht oder kaum noch gibt, ist der kleine
Tante Emma Zeitungsladen. In Bodø, im „Glashuset“ gibt es ihn noch - und somit die Sicherung unserer Grundversorgung mit der örtlichen Tagespresse „Avisa Nordland“ mit Berichten über das Festival, (Süddeutsche und Bild (hmmpff!) liegen auch aus), Briefmarken, Iskrem med Sjokolad und – zu Priskas Freude einer MegaTrinkschokolade für umgerechnet 2,50 €.

Es gab zwei Konzerte, auf die ich mich besonders freute, seit ich das Festival-Programm im Internet gelesen hatte: eins davon sollte an diesem Samstagabend im „Spektrum“ stattfinden, dem Kultur- und Freizeitzentrum der Stadt, in dem auch schon die Operngala rauschend zwischen Basketballkörben in Hallenatmosphäre gefeiert wurde.

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