Freitag, 2. Januar 2009

17 Kerringøy

Ein bekannter aus Deutschland tauchte plötzlich in Bodø auf. Mit ihm und seinem Leihwagen erfuhr ich mir die Halbinsel. Im puren nordischen Licht dieses Tages. Dieser Tag hatte sich die Haare locker aus der Stirn gestrichen, hatte sein Sommerkleid übergestreift und lief nun mit uns barfüßig der Zeit entgegen. Das plötzliche, völlig unerwartete Erlebnis einer kurzen Fährüberfahrt holte Erinnerungen an frühere Norwegenaufenthalte zurück. Innehalten. Wie sehr ich sie liebe, diese kurzen Fähraufenthalte im Niemandsland. Keiner anderen Aufgabe verpflichtet, als zu schauen und aufzusaugen, was das alte und neue Ufer um diesen Augenblick formt. Zwischen den einheimischen Pendlern und Geschäftsleuten sind wir als Tagestouristen unverkennbar, als wir mit hastigen Schritten kindlicher Ausgelassenheit die Treppe zum Oberdeck nehmen. Um nur schnell der Enge auf dem Cardeck körperlich und gedanklich zu entkommen. Oben angelangt, allein mit den Beibooten und dem Fährmann in seiner Kabine, gebietet der Anblick Stille, gibt Raum für erlösende und sehnsüchtige Tränen. Es genügt ein Schweigen vor der erhabenen Schönheit der Küste, des Meeres, des Himmels...
Die Landseite ragt still und trotzig mit seinen hohen Bergen und tiefen Wassereinschnitten dem Blick entgegen. Auf der anderen Seite der Reeling weitet sich das Meer, holt tief Atem im Licht der Sonne. Atmet wieder aus. Treibt das Schiff vor sich her. ...so lang, so lang ist es her. Zu lang. Und viel zu überraschend kam dieser Augenblick, als das es mehr braucht als Tränen und Schweigen und Erinnerung, um ihm gerecht zu werden. Wir rollen von der Fähre auf eine Küstenstraße. Sie gibt den Blick frei auf leere, sandige Buchten und Strände. Ehe wir so richtig ins Fahren kommen, verführen uns Licht, Strand, Meer und Stille zum Anhalten. Die Wärme, das Wissen um den verlorenen Sommer und die so lang angestaute Sehnsucht nach dem Meer entladen sich, als meine nackten Zehen sich in den Sand bohren. Die Füße lassen sich vom Wasser umspülen, bis sie vor dessen Kälte zurück in den warmen Sand flüchten. Meer und Berge sind dabei so nah, dass sie in einen „Augen-Blick“ passen. Sinne können sich nur ergeben:
dem Licht, dem Frieden, der Lebendigkeit. Ganz schlicht. Ganz still Kjerringøy. Ein Kleinod, in das wohl auch der Festival -Dirigent Roland Böer "geflüchtet" war. Ich entdeckte ihn samt Kind und Frau im Vorbeifahren in einer stillen Bucht beim „Nichtstun“.
Ein schönes, friedvolles Bild der kleinen Familie.

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