Freitag, 2. Januar 2009

25 Saltstraumen

Nach einer Woche des Musikfetsivals sagen mir also die Namen um Mari Boine etwas und ich kann nur ahnen, was mich da an großartigem musikalischen Erlebnis erwartet. Dazu kommen die schwärmerischen Ankündigungen der Bodø’er von der natürlichen Kulisse des Konzertortes, dem Saltstraumen.
Er ist der größte nördliche Malstrom Europas. Meine Ahnungen sollten weit übertroffen werden – auf typisch nordländische Weise.
Vor der Abfahrt drückte uns Ann Karin noch eine Kiste mit ungefalteten Programmheften in die Hand. Bis zur Ankunft am Saltstraumen mussten sie gefaltet sein. So fuhren wir, zu Dritt auf dem Rücksitz ihres PKW’s im Akkord Programmhefte faltend, durch eine irre schöne Landschaft im Hinterland von Bodø. Programmhefte in einem Auto zu falten hat so ziemlich die gleiche Wirkung wie Lesen im Auto. Nach zwanzig Minuten Fahrt war uns allen drei hundeübel. Heldinnen, die wir aber waren, kamen wir ohne „Aussetzer“ und mit einer Kiste gefalteter Programmhefte rechtzeitig am Saltstraumen an.
Gleiche Zeremonie wie bei allen Konzerten: Begrüßung der anderen – inzwischen vertrauten –Freiwilligen, Positionierung auf dem Weg der Besucher zwischen Kartenkontrolle und Bühne, lächeln und den Satz auf den Lippen: „Vil du ha en program?“.
Sie wollten ein Programm, die etwa 200 Besucher des Konzertes. Und so blieb mir schnell Zeit, den Ort, die Bühne, die Menschen, die natürliche Kulisse wahrzunehmen. Das Areal, auf dem die Bühne stand, gehörte zu einem touristischen Center mit Campingplatz und Hotel. Das erhöht liegende Plateau gab den Blick frei auf eine riesige Brücke, die sich über den breiten Malstrom spannte. Ließ man dem Blick über die Brücke freien Lauf, führte er zu dem, was erhaben, unnahbar und bizarr über dieser Szenerie lag:
die Gipfel einer über 1000 Meter hohen Bergkette am Horizont.
Kehrte der Blick, kehrte die Seele vom kurzen Flug in den Himmel wieder in die gegenwärtige Realität zurück, tauchte sie davor noch einmal ein in den Strom, der sich unterhalb des Plateaus ausbreitet und in einer breiten flächigen Biegung wie ein gigantischer See anmutet.
Auf ihm Boote, an seinen Ufern Angler, Holzhäuser, Hütten, Höfe. Leben.

Über allem Sonne, Wolken, Licht. Frieden.

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